Zum Inhalt springen
Startseite » Wie Grammatik auf Streit wirkt…

Wie Grammatik auf Streit wirkt…

Bist du schon mal mit jemandem so richtig aneinandergeraten und hast am Ende gar nicht mehr gewusst, was der Ursprung eures Streites war? Dann liegt das wahrscheinlich an eurer Grammatik…

Zur Veranschaulichung ein kleines Beispiel:

Sie: «Kannst du bitte den Geschirrspüler bis Mittag ausräumen?»
Er: «Warum? Du hast ihn eingeräumt!»
Sie: «Wer produziert denn hier so viele dreckige Kaffeetassen?»
Er: «Ah, dich stört also mein Kaffeekonsum?»

Die Wahl der Grammatik ist hier das Problem:
Satz 1: Zukunft
Satz 2: Vergangenheit
Satz 3 und 4: Gegenwart

Das kann nicht funktionieren, denn aus der Lösungsfindung (Zukunft) kommt es zu einer Schuldzuweisung (Vergangenheit) und endet in einer Wertediskussion (Gegenwart).

Aristoteles wusste schon…

Der griechische Philosoph Aristoteles wusste bereits, dass sich jedes Gespräch um Ethos, Pathos und Logos dreht. Wir wollen unser Gegenüber in einem Streitgespräch meistens überzeugen, aber es kommt hierbei eben nicht nur darauf an, was wir sagen, sondern vor allem wie wir es sagen. Was heisst das genau:

Die drei Formen der Überzeugung stehen für:

EthosPathosLogos
Reputation und Expertise, also GesamthaltungVision und Träume, also ÜberzeugungFakten, also Darstellung des Sachverhaltes
Werte Wahl Schuld
Glaubwürdigkeitemotionaler ZustandArgument
GegenwartZukunftVergangenheit

…, dass die Zeitform entscheidend ist.

Perfekt und Präteritum:
Willst du die Schuldfrage «wer hat was getan» resp. «wer ist schuld» klären, ist eine der beiden Vergangenheitsformen angebracht. Aber bedenke, dass mit dieser Zeitform immer klar kommuniziert wird, dass ein Schuldiger gesucht wird und dies trägt selten zu einer konstruktiven Lösung bei. Jeder von uns fühlt sich bei Vergangenheitsformen gepiesackt und wird sich unbewusst verteidigen.

Präsens:
Wenn du Werte diskutieren möchtest, greife auf die Gegenwartsform zu. Nutze diese Zeitform auch für Anerkennungen, Urteile oder Bewertungen wie «richtig oder falsch». Sollte dein Gegenüber bei eurem Streit in die Vergangenheitsform fallen und somit Schuldzuweisungen suggerieren, bleib bei deinen Erläuterungen im Präsens, um deinen Standpunkt sachlich aufzuzeigen.

Futur:
Wenn du gemeinsam mit deinem Kontrahenten eine Entscheidung finden willst, dann funktioniert die Zukunftsform wunderbar. Dank ihr blickt jeder nach vorne und lässt Wertungen sowie Fehler hinter sich. Formulierungen in Futurum wirken pragmatisch und sind geeignet, einen Streit konstruktiv zu lösen.

Deshalb achte dich stets auf deine Grammatik, um einen Streit pragmatisch und konstruktiv zu lösen.