In meinem letzten Beitrag hast du erfahren, warum unser Gehirn auf Unvollständigkeit anspringt – dies wird als Zeigarnik-Effekt bezeichnet. In diesem Beitrag schauen wir uns an, wie du diesen Effekt gezielt anwenden kannst, beispielsweise im Marketing, UX-Design oder Content-Marketing.
Drei smarte Anwendungsbeispiele:
1. Content-Marketing mit Teasern & Seriencharakter
Nutze Neugier gezielt: Statt alles sofort zu verraten, arbeite mit Zwischenfragen, Cliffhangern oder «Teil 1»-Strukturen. Newsletter, Podcasts, Blogserien – all das bleibt besser im Gedächtnis, wenn der Kopf merkt: Da kommt noch was.
2. UX & Conversion Design
- Fortschrittsbalken wie «Du bist bei 90 %»
- «Noch 1 Schritt bis zum Ziel»
- Warenkorb-Erinnerungen mit der Info: «Du hast deine Auswahl noch nicht abgeschlossen.»
Das alles aktiviert den Zeigarnik-Effekt und kann Nutzer:innen motivieren, den Weg zu Ende zu gehen – wenn es sinnvoll gemacht wird.
3. Gamification & E-Learning
Level, Punkte, unerledigte Aufgaben: Wer kennt nicht das Gefühl, «nur noch eins» erledigen zu wollen? Plattformen wie Duolingo setzen gezielt darauf – mit täglichen Streaks und unvollständigen Lernstrecken.
Aber Achtung: Psychologie ≠ Manipulation
Auch wenn es verlockend ist: Wer den Zeigarnik-Effekt überreizt, riskiert Frustration. Menschen spüren, wenn sie in einer Endlosschleife aus offenen Aufgaben gehalten werden.
Deshalb: Fair einsetzen. Relevanz schaffen. Dem Gehirn helfen – nicht austricksen.
Weiterführend lesen?
Falls du tiefer in die Welt der Wahrnehmungspsychologie eintauchen möchtest, schau dir auch diesen Beitrag an:
👉 «Same same but different – unsere Wahrnehmung»
Dort geht es u. a. um Gestaltgesetze und selektive Aufmerksamkeit – die perfekte Ergänzung zum Zeigarnik-Effekt.